Ein stummer Impuls, ein Musikstück, ein Bild, ein Gedanke, ein Blick aus dem Fenster, ein Spaziergang im Regen mit Block und Stift aktiviert den freien Gedankenfluss. Stehen erste Wörter, Ideen, Skizzen auf dem Papier, stellen sich die Schüler*innen gegenseitig ihr Brainstorming vor. In einem zweiten Schritt besprechen sie kooperativ, welches Genre ihnen liegt und probieren erste Textfassungen aus. Es folgt eine kooperatives Feedback mit einer Überarbeitungsphase. Die hier veröffentlichten Texte sind im Setting 1 nach dem Hören einer instrumentalen Auslaufmusik eines Kreuzfahrtschiffes entstanden.
Deutsch LK, Januar 2024
Zwei Gesichter
Deine 2 Gesichter
Eines so schön und friedlich
Das andere so rau und grau
Dennoch bist du Ursprung von allem Leben
Und Zufluchtsort für jeder Mann
So unheimlich Mystisch und garnicht typisch
Ein riesiges Mysterium mit einem Auschlußkriterium
Neben Geben kannst du es uns nehmen unser unheimlich kostbares Leben
So schön und gefährlich zu gleich
Wie ein Spiel mit dem Feuer Obwohl du ihm nicht annähernd gleichst.
D., 2024
Gedenken
-Gedenken an dich-
Fast zwei Jahre sind vorbei, seitdem ich die letzte Umarmung von dir verspürt hatte. Zwei Jahre, seitdem wir beide zusammen gelacht haben und zusammen mit der Gruppe auf Tour waren. Vor zwei Jahren bekam ich morgens den Anruf, dass du nun weg bist. Allein, auf der Bank gefunden, wo wir alle noch eine Woche zuvor gesessen haben und über die Witze des anderen gelacht haben. Du konntest es nicht lassen, deine Sucht zu hassen. Die Sucht, die dir den Atemzug geraubt hat und unsere Erinnerungen an dich verblassen lässt. Es wurden Lieder für dich geschrieben und auf deiner Bank liegen heute Kerzen und Rosen, als Zeichen, dass du niemals vergessen wirst. Jetzt sind es fast 2 Jahre und wir alle erinnern uns daran. Wir haben nach vorn gesehen und versucht, anderen in der gleichen Situation zu helfen. Nun sind wir älter und leben unser Leben. Nur du bist noch immer so alt wie vor zwei Jahren. Denn die Moral deiner Geschichte ist, der Sucht keine Macht zu geben.
S.L., 2024
Nichts
Diese Leere. Dieses Nichts.
Dieses Schwarz.
Angsteinflößend für viele.
Dieses Gefühl, von Deck zu schauen, nichts zu sehen.
Nichts wortwörtlich zu sehen.
Nichts außer Wellen, Sterne.
Obwohl nichts dort ist, sieht der Mensch. Meerestiere oder Meeresungeheuer? Bewegungen oder Schatten? Trotzdem – dort ist nichts.
Nichts weit und breit. Dunkelheit lässt den Menschen Phänomene sehen, die nicht gesehen werden können.
Oder?
Der Mensch kann weder zustimmen noch verneinen, denn, was er sieht ist nichts.
Wenn nichts ist, wieso hat der Mensch Angst, jeden Moment könnte etwas aus dem Meer emporsteigen? Sind es die Geschichten die der Mensch hörte? Oder Filme, die er gesehen hat?
Der Mensch sieht viel, obwohl das, was dort ist, Nichts ist.
Lenya Pietsch, 2024